Splitter und Zunder – Archäologie-Workshop der sechsten Klassen

Splitter und Zunder – Archäologie-Workshop der sechsten Klassen

„Oh!“ „Ah!“ „Boah!“ – Staunend beobachten die Sechstklässlerinnen und Sechstklässler, wie der kleine Glutpunkt von Lothar Breinl durch sanftes Pusten immer größer wird. Der Archäologe und Denkmalpfleger hatte zuvor durch Aneinanderschlagen von Feuerstein und Pyrit, auch bekannt als Katzengold, Funken erzeugt, von denen einer auf der dünnen Scheibe eines getrockneten Zunderschwamms ein Glutnest erzeugt hat, aus dem man nun mit passendem, leicht brennbarem Material, beispielsweise trockenen Gräsern, ein gemütliches Feuerchen machen könnte. Da das aber im Musiksaal des AVG keine so gute Idee wäre, bricht Herr Breinl an dieser Stelle ab.

Der Altertumswissenschaftler im Dienst des Landesamts für Denkmalpflege besucht seit vielen Jahren zu Beginn des Schuljahres die Kinder der sechsten Klassen, die das Fach Geschichte gerade neu kennenlernen, und führt ihnen einerseits vor, wie Archäologen im Speziellen und damit Wissenschaftler im Allgemeinen arbeiten, was archäologische Quellen sind und wie man mit ihnen umgeht, um Informationen aus der Vergangenheit auszuwerten. Andererseits zeigt er den Schülerinnen und Schülern auch konkrete Handwerkstechniken, mit denen die Menschen in der Steinzeit ihr Auskommen sicherten; neben dem Feuerschlagen ist das auch die Werkzeugherstellung: Aus einem Feuerstein splittert er so scharfe Klingen heraus, dass er einem Schüler mühelos ein kleines Strähnchen abschneiden kann.

Nach diesen theoretischen und praktischen Vorführungen dürfen die Kinder dann selbst Hand anlegen und, ausgestattet aus Herrn Breinls reichhaltiger Materialsammlung, werkeln fast wie in der Steinzeit: Sie schleifen Muscheln und basteln daraus Schmuck, bauen Pfeile, üben mit Brummhölzern die Nachrichtenübermittlung oder stellen einen steinzeitlichen Bohrer her. Am Ende der drei Schulstunden wissen die jungen angehenden Historikerinnen und Historiker die Bequemlichkeiten der Moderne möglicherweise noch ein wenig mehr zu schätzen. Zum Beispiel die Verfügbarkeit von Zentralheizung und Feuerzeug.

Der kleine Punkt im Zunderschwamm könnte gleich für einen Feueralarm sorgen.

Der kleine Punkt im Zunderschwamm könnte gleich für einen Feueralarm sorgen.

Zu Besuch beim Steinzeit-Frisör – mit scharfer Feuersteinklinge