Im Religionsunterricht treten die jungen Menschen von ihren unterschiedlichen Lebenswelten her in reflektierten Dialog mit dem kirchlichen Glauben. Ausgehend von der christlichen Überlieferung erschließen die Schülerinnen und Schüler einen religiösen Zugang zur Wirklichkeit, der sich durch keine andere Dimension der Welterfahrung ersetzen lässt.
Insbesondere bei Jugendlichen entwickelt sich das Bedürfnis, Leben selbst zu gestalten und zu verantworten und nach neuer Orientierung zu suchen. Dieser Prozess ist geprägt von Individualisierung, Pluralisierung, Abnahme der kirchlichen und religiösen Bindungen in unserer Gesellschaft, aber auch der Suche nach neuen Wegen christlicher Spiritualität. In dieser Orientierungsphase unterstützen sowohl der katholische wie auch der evangelische Religionsunterricht die jungen Menschen in ihrer Identitätsfindung; unsere Aufgabe als Religionslehrkräfte besteht auch über den Unterricht hinaus, mit persönlichem Glaubenszeugnis als authentische, glaubwürdige Gesprächspartner dienen zu können. Die durch die Kirche überlieferte Glaubenstradition gibt den Schülerinnen und Schülern Impulse für die Sinnfindung in ihrer Lebensgestaltung und für die Entwicklung der Fähigkeit zur ethischen Urteilsbildung. In die damit verbundenen Lernprozesse werden die Lebenserfahrungen der Schülerinnen und Schüler integriert und auf vielfältige Weise zu den christlichen Inhalten in Beziehung gesetzt.
Vor dem Hintergrund einer sehr unterschiedlichen religiösen Sozialisation der Schülerinnen und Schüler können spirituelle Elemente den im ökumenischen Sinne vertretenen Religionsunterricht nicht nur bereichern, sondern auch zu Formen gelebten Glaubens hinführen. Dabei unterstützen schulpastorale Beiträge und religiöse Angebote den konfessionell organisierten Religionsunterricht.
Verfassungsrechtlich als ordentliches Lehrfach verankert, verwirklicht der Religionsunterricht einen kirchlichen Dienst im Bildungsangebot unserer offenen Gesellschaft. Gerade in seiner konfessionellen Gestalt fördert er am Lern- und Lebensort Schule christliche Identität und Toleranz gegenüber anderen Überzeugungen, die aber in der Ökumene ihren besonderen Ausdruck finden. Die Schülerinnen und Schüler werden mit christlichen Wurzeln unserer abendländischen Kultur vertraut und lernen sie als eine wesentliche Grundlage des modernen Europa verstehen.
Im Laufe des Schuljahres finden fünf ökumenische Schulgottesdienste – abwechselnd in den Pfarreien St. Konrad sowie St. Jakob und in der evangelischen Friedenskirche – statt, gestaltet und durchgeführt von der Fachschaft Religion und vielen engagierten Schülerinnen und Schülern:
Fester Bestandteil des Schulgebäudes ist der Meditationsraum: Er wird sowohl während der Unterrichtszeiten genutzt als auch zu besonderen Zeiten während des Kirchenjahres. Unverzichtbar aber ist er vor allem auch in Krisen- und Notsituationen als Treffpunkt der Ruhe und Besinnung z.B. bei Unglücks- oder Todesfällen, als Ort des Miteinanders und Dialogs bei persönlichen und gemeinschaftlichen Problemen.
Einen besonderen Platz im Schuljahr haben die von der Fachschaft Religion angebotenen drei Frühschichten in der Fastenzeit. Eingeladen sind alle Schülerinnen und Schüler sowie alle Lehrkräfte, den Schultag „anders“ zu beginnen: um 6.30 Uhr im Meditationsraum zum Singen, Besinnen, Geschichten hören und Nachdenken, anschließend gehen alle zum Frühstück in den benachbarten Raum, um sich gut auf die Anforderungen des Unterrichts einzustellen. Inhaltliche Basis stellt zum einen die Fastenaktion von Misereor, zum anderen das Material des ökumenischen Jugendkreuzweges dar.
Für die 8. Jahrgangsstufe wird jährlich zu Beginn der Adventszeit ein schulpastoraler Tag, der sogenannte „Tag der Auszeit“, angeboten: In Zusammenarbeit mit dem katholischen Jugendbüro in Altötting versuchen die Lehrkräfte des Faches Religion jungen Menschen neue Perspektiven aufzuzeigen, Zeit zum Meditieren und Besinnen zu geben und ungewöhnliche Erlebnisse zu ermöglichen. Dieser Tag wird gern von den Jugendlichen angenommen – so erhalten sie auch einen besonderen Einblick in einen etwas anderen „Religionsunterricht“!
Exkursionen bereichern den Unterricht – vielfältige Fahrten werden jährlich wechselnd unternommen, besonders auch um den interreligiösen und interkonfessionellen Dialog zu fördern. Aus den vielen Unternehmungen hier einige wenige Beispiele:
Die Zusammenarbeit mit außerschulischen Organisationen stellt ein weiteres Standbein der Fachschaft Religion dar: Exemplarisch sollen hier genannt werden…
Entstanden vor über 20 Jahren aus einer Idee der ehemaligen AVG-Schülerin Yvonne Achilles, die als Missionarin auf Zeit in Ghana lebte, ist dieses Hilfsprojekt einzigartig für Burghausen – und unser Gymnasium: Da in Ghana viele Kinder aufgrund finanzieller Sorgen, insbesondere aber wegen körperlicher Einschränkungen nur schlechte Bildungschancen haben, hat sich ein Team um die KITE-Förderkreismitglieder Peter Schleindlsperger (+), Günther Reithmeier und Dorothee Wokusch zusammen gefunden, das sich zum Ziel setzte, eine integrative Schule mit Internatscharakter und physiologischen Betreuungsmöglichkeiten in Offinso/Ghana zu gründen. Das Engagement dieser Pioniere im Verein Kite-Ghana e.V. steckte auch die Fachschaft Religion am AVG an!
Als Hauptmotor ist inzwischen die Fachschaft Religion in vielfältiger Weise aktiv: Ob Spendenlauf oder Eltern-Café bei den Sprechtagen, ob Sommerfestaktionen, KITE-Frühstück oder die „Aventiner Beiträge“ (ein Kleinkunstabend der Lehrkräfte!) – unterstützt von Kollegium und vielen Schülerinnen und Schülern aus allen Jahrgangsstufen hat allein das AVG seit Bestehen des Projekts mehr als 150.000 Euro an Spenden (das ist etwa ein Viertel des gesamten Spendenvolumens!) zusammengetragen!
Der Fortschritt in Offinso ist sensationell: Schulgebäude und Internatsräume, eigene Brunnen und Schulbusse, ein Physiotherapie-Zentrum sowie zuletzt ein eigener Garten, um sich im Internat selbst mit Gemüse versorgen zu können, wurden geschaffen; mehr als 700 Schülerinnen und Schüler gehen momentan mit großer Begeisterung hier ihren Lebensweg!
In Jahrgangsstufe 11 wählen die Schülerinnen und Schüler ein Projekt-Seminar (P-Seminar). In diesem erhalten sie Informationen zur Berufs- und Studienwahl und erarbeiten gemeinsam mit ihren Mitschülern ein Projekt mit Kontakt zur Arbeitswelt.
In der Profil- und Leistungsstufe (Jahrgangsstufe 12 und 13) lernen die Schülerinnen und Schüler in einem Wissenschaftspropädeutischem Seminar (W-Seminar) die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens und erstellen eine Seminararbeit.
Auch der Fachbereich katholische Religion hat in den vergangenen Jahren immer Seminare angeboten, welche von den Schülerinnen und Schülern gerne gewählt wurden. Die Besonderheit besteht vor allem in der ökumenischen Ausrichtung.
Leistungsnachweise im Fach katholische/evangelische Religionslehre (laut GSO) – G9
Unterricht
Schulleben