Das Fach Latein führt die Schüler zu den Wurzeln der europäischen Kultur in der Antike. In der Originalsprache bietet es Einblicke in den manchmal exotischen Alltag der Römer, in ihr in der Mythologie und Religion verwurzeltes Weltbild, das aber auch auf naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und technologischem Fortschritt gründete, besonders aber in die historische Entwicklung ihres politischen Systems und ihr philosophisches Denken, die bis in die Gegenwart nachwirken.
Da man mit Latein nicht mehr kommunizieren kann wie mit einer modernen Fremdsprache, ist die Kernkompetenz, die erworben wird, das Übersetzen lateinischer Texte ins Deutsche. Dafür lernen die Schüler in den ersten drei Lernjahren (6. – 8.Jahrgangsstufe) die nötigen Vokabeln und Formen, erhalten Einblicke in die (zum Teil auch komplexen) grammatikalischen Strukturen und bekommen Hintergrundwissen vermittelt, das man braucht, um Texte aus der lateinischen Literatur zu verstehen (Grammatikunterricht). Wir verwenden das Lehrbuch CURSUS.
Aussprache und Rechtschreibung spielen im Lateinunterricht eine ebenso untergeordnete Rolle wie fremdsprachliche Kommunikation und Textproduktion. Es wird nur selten – zum Spaß und zur Auflockerung – Latein gesprochen.
In den weiteren zwei Lernjahren (9./10.Jahrgangsstufe) beschäftigen sich die Schüler mit Ausschnitten aus bedeutenden Werken der lateinischen Literatur, die auch einen Bezug zur Gegenwart haben (Lektüreunterricht). Sie lernen die zentralen Themen und Gattungen und die berühmtesten Autoren wie zum Beispiel Caesar, Cicero, Ovid und Catull kennen. Der Unterricht schult den Umgang mit inhaltlich und formal komplexen Texten und wirkt somit wissenschaftspropädeutisch positiv auf die Studierfähigkeit. Latein kann auch in der Qualifikationsphase (11./12.Jahrgangsstufe) belegt werden und mit dem schriftlichen oder mündlichen Abitur abgeschlossen werden.
Beim erfolgreichen Abschluss der 10.Jahrgangsstufe (Note 4 oder besser) wird den Schülern das „Latinum“ bescheinigt, ein Zertifikat, das in verschiedenen Studiengängen und universitären Abschlüssen gefordert wird. Schüler, die Latein nach der 9.Klasse ablegen, um Spanisch zu belegen, können das „Latinum“ in Form einer Klausur vorab erwerben. Am Ende der 9.Klasse werden allen Schülern (Note 4 oder besser) „gesicherte Lateinkenntnisse“ bestätigt.
Latein gilt als Fach, das Grundkompetenzen für alle anderen sprachlichen Fächer (insbesondere auch Deutsch) intensiv schult, die Lesefähigkeit verbessern hilft und Wert auf nachhaltige Arbeitsweisen legt. Mit der Sprachenfolge E – L können die Schüler ab der 8.Jahrgangsstufe den „sprachlichen Zweig“ (mit der weiteren Fremdsprache Französisch) wählen.
Die Großen Leistungsnachweise (bei vierstündigem Unterricht vier pro Jahr, bei dreistündigem drei) bestehen gewöhnlich aus einem Übersetzungsteil und einem Aufgabenteil (in der 6. bis 8. Klasse gibt es auch reine Übersetzungen). Dabei wird immer aus dem Latein ins Deutsche übersetzt. Jahrgangsstufentests oder ähnliche Vergleichsarbeiten gibt es nicht.
Exkursionen zu Stätten der Antike in Südbayern und zu archäologischen Museen und Ausstellungen sollen das Erlernte vertiefen und die Schüler motivieren. Traditionell wird als Abiturfahrt eine Reise nach Rom angeboten. Auf der Naab bei Regensburg sind unsere 7-Klassler bereits in die Rolle römischer Legionäre geschlüpft und haben den Nachbau einer für 20 Mann Besatzung ausgelegten Flussgaleere gerudert, mit der die Grenze des Imperiums gegen die Barbaren gesichert wurde – vor fast 2000 Jahren!